Wozu führe ich?! – Über die Führungsmotivation.
Ein Team zu führen und Mitarbeiter*innen zu begleiten, ist eine komplexe Aufgabe. Jede*r löst diese Aufgabe auf die ganz eigene Individuelle Art und Weise. Beeinflusst wird unsere Führung durch unsere eigene Persönlichkeit, unsere Führungskompetenzen und unsere Führungsmotivation. Bei einer werte- und bedürfnisorientierten Betrachtung der Führungspersönlichkeit, gehen wir davon aus, dass die Führungsmotivation stark von der eigenen Persönlichkeit abhängt. Diese zu kennen hilft uns daher, uns unseren Führungsstil bewusst zu machen und gegebenenfalls das Verhaltens- und Handlungsrepertoire zu erweitern.
Grundmotive
Eine Hilfe, um herauszufinden, wie ich als Führungsperson führe, kann also die Frage nach dem „wozu“ sein. „Wozu führe ich?“ Diese Frage leitet hin zu den Grundmotiven, zu den Werten, die mir wichtig sind, wenn ich Menschen in einem Unternehmen begleite. Die Antworten auf die Frage können so vielfältig sein, wie die Menschen selbst. Oft gibt es auch eine Kombination verschiedener Bedürfnisse. Spannend ist es, dort genauer hinzuschauen, um daraus die Führungsstärken abzuleiten. Gleichzeitig können blinde Flecken oder Stolpersteine aufgespürt werden.
Klassische Motive
In der Literatur zur Führungsmotivation finden sich verschiedene Kategorisierungen der Motive – je nach Perspektive. Unterschieden werden kann beispielsweise ein affektives Führungsmotiv (Freude daran, jemanden zu führen) vom normativen Führungsmotiv (Erfüllung gesellschaftlicher Normen und Werten) und vom kalkulativen Führungsmotiv (Zielerreichung wie z.B. ein Karriereschritt). Ähnlich erfolgt die Kategorisierung nach dem Anschlussmotiv, dem Leistungsmotiv und dem Machtmotiv. Menschen, die dem Anschlussmotiv folgen, stellen als Leitung eine gute Arbeitsatmosphäre in den Vordergrund. Akzeptanz und Wertschätzung sind wichtige Bestätigungen für sie. Wem das Leistungsmotiv wichtig ist, sucht eher nach Herausforderungen und schätzt den Wettkampf. Das Machtmotiv zeichnet sich durch ein Streben nach Ansehen aus. Die Möglichkeit, Einfluss auf andere zu nehmen, spielt hier eine zentrale Rolle.
Das folgende Schaubild stellt eine weitere differenzierte Betrachtung dar:
Finden Sie sich in einer oder in mehreren Aussagen wieder?
…horchen Sie mal ganz genau in sich hinein. Was ist Ihr Grundbedürfnis, dass durch Ihre Rolle beachtet wird? Welches Motiv verfolgen Sie wirklich?
Die Vielfältigkeit unserer Werte
Wie in einem vorangegangenen Blog-Beitrag über bedürfnis- und werteorientierte Führung bereits erwähnt, arbeite ich sehr gern mit dem Diagnostik-Instrument Profile Dynamics. Das Profil hilft mir, mehr über die inneren Motive, also die innersten Werte eines Menschen zu erfahren. Die Frage in Bezug auf die Führungspersönlichkeit ist, welche Werte positive Antreiber sind, aber auch welche Werte meines Gegenübers Widerstände bei mir hervorrufen. Ich mag an dem Modell von Profile Dynamics, dass wir nicht davon ausgehen, dass wir nur ein Persönlichkeitsmerkmal in uns tragen, sondern immer alle Werte. Diese sind jedoch bei jedem unterschiedlich ausgeprägt und beeinflussen sich daher gegenseitig auf unterschiedliche Weise. Die Mischung ergibt die individuelle Persönlichkeit. Führungsmotive durch die Brille von Profile Dynamics betrachtet, könnten zum Beispiel so klingen, wie im Schaubild oben dargestellt.
Es gibt nicht DIE Führungspersönlichkeit
Jedes Führungsmotiv, jeder Wert ist gut. Es gibt keine schlechten Profile und es gibt keine Profile, die eine „typische Führungsperson“ anzeigen. Die Entscheidung ein Team oder ein Unternehmen leiten zu wollen, kann aus meiner Sicht jede*r treffen. Nur eben aus unterschiedlichen Antreibern heraus. Entscheidend, ob wir jemanden als „gute Führungspersönlichkeit“ wahrnehmen scheint mir das Matching zwischen den inneren Motiven der Leitung mit der Unternehmenskultur (und – historie), der Unternehmensorganisation, dem Unternehmenszweck und der Persönlichkeit des Teams zu sein. Je besser diese Elemente aufeinander abgestimmt sind, umso eher nehmen wir jemanden als kompetente Führungspersönlichkeit wahr.
Und jetzt?
Je besser wir uns und unsere Motive kennen, umso zuverlässiger erscheinen wir für unser Team. Wenn Sie offen kommunizieren, wofür Sie stehen und was Ihre Mitarbeiter*innen von Ihnen erwarten können, werden Sie genau dafür akzeptiert werden. Zudem können Sie Ihre Stolpersteine und Ihre blinden Flecken benennen und ausgleichen. Gezielt eingesetzte Führungsinstrumente, bewusst etablierte Strukturen und Prozesse, aber auch die Delegation von Verantwortlichkeiten unterstützen Sie dabei. An dieser Stelle sollte dann auch deutlich werden, dass jede Führungspersönlichkeit andere Methoden anwenden sollte. Die Unternehmensorganisation muss aus dieser Perspektive heraus betrachtet, gezielt sowohl auf den Führungsstil, als auch auf das Team angepasst werden. …oder andersrum: Das „wozu“ sollte in der Führungskräfteauswahl genau betrachtet und beleuchtet werden.
Wie sehen Sie sich als Führungskraft? Wozu führen Sie wirklich?