Fragen über Fragen

Erfolgreiche Teams haben eins gemeinsam: Sie fragen viel und sie lernen gegenseitig aus den Antworten. 
Was so simpel klingt, ist aus meiner Sicht das Ergebnis verschiedenster Bausteine, die sich perfekt zusammenfügen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist für mich in diesem Zusammenhang das Vertrauen in das Team und eine stimmige Lernkultur im Unternehmen. Gerade fachliche Fragen sollten unbeachtet der internen Hierarchie oder Expertise im Team gestellt werden können. Das „in Frage stellen“ von Vorgesetzten oder Dienstältesten sollte sich als Standard etablieren dürfen. 

Fragen verfolgen unterschiedliche Ziele

Teams, die die Kraft von Fragen erkannt haben, beherrschen häufig eine Auswahl verschiedenster Fragetypen und wissen diese gezielt einzusetzen. Es gibt Informationsfragen, Aktivierungsfragen, Skalierungsfragen, lösungsorientierte Fragen, beziehungsgestaltende Fragen, fokussierende Fragen, Fragen nach Emotionen und viele mehr.

Warum sind Fragen so wichtig für das Lernen?

Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Team voneinander lernen und miteinander besser werden kann. Dazu helfen formale Formate, wie Retrospektiven oder Teamworkshops. Noch hilfreicher ist es aber doch, wenn Lernen nebenbei stattfinden kann. Wenn „on the Job“, in der konkreten Situation ein Lernen entsteht. Dazu hilft es, sich einmal über die „Fragekultur“ im Unternehmen auszutauschen.

Wenn ein Team Fragen als Teil des internen Wissensmanagements nutzen möchte, heißt das, dass zu jeder Zeit klar sein muss, worauf eine Fragen abzielt. Oder anders: Wenn eine Frage zu viele widersprüchliche Informationen an den*die Zuhörer*in sendet, kann es sein, dass Nebenthemen verhandelt werden. 

Selbstoffenbarung

Jede Frage offenbart etwas über den*die Fragenden und provoziert eine Reaktion beim Gegenüber. Dabei hat der*die Fragende in der Hand, welche Reaktion er*sie in welcher Form wünscht. Aus meiner Sicht gibt es keine „guten“ oder „schlechten“ Fragen, wie es manche Ratgeber suggerieren. Aus meiner Erfahrung heraus, kann jede Frage hilfreich sein, wenn sie bewusst gestellt wird. Um im Team verschiedene Fragetypen einzuüben und zu trennen, hilft es zu Beginn, das Setting für die Fragen festzulegen. Teamsitzungen könnten beispielsweise aufgeteilt werden in Zeit für fachlichen Austausch (z.B. konkrete Fallarbeit, Fragen zum Projekt), Zeit zur Beziehungspflege (z.B. Feedbackfragen, Reflexionsfragen, Impulse zur Teamkultur), Zeit für organisatorische Fragen (z.B. Fragen zu Verantwortlichkeiten, Frage zu Prozessen) oder Fragen zur gemeinsamen Zukunftsgestaltung (z.B. Visionsfragen) und noch vieles mehr, was für das spezifische Team relevant ist. Mir ist bewusst, dass diese Trennung eine künstliche ist. Wie wir spätestens seit Schulz von Thun wissen, tragen alle Äußerungen mehrere Informationen auf unterschiedlichen Ebenen in sich. Und gleichzeitig versteht der Hörer auch diese verschiedenen Informationen gefiltert durch sein eigenes System. Dennoch ist meine Erfahrung, dass beispielsweise Beziehungsfragen seltener über Sachthemen verhandelt werden, wenn es einen Raum genau dafür gibt. Je offener ein Team miteinander kommunizieren kann, umso effizienter werden die Fragen, gerade auch im fachlichen Bereich. Das bringt dann ein echtes Wachstum an Kompetenz und Wissen für das Team. Und für die Kunden und das Unternehmen.

Und nun?

Um ein durch Fragen lernendes Team zu werden, braucht es neben einem Bewusstsein für die passende Frage, auch eine Organisation und Teamkultur, die das Fragen begünstigen. Und wie so oft braucht es eine Leitung, die selber als Vorbild voran geht und Fragen stellt und noch mehr Fragen zulässt. 

Noch Fragen?