Schlüsselsituation

Wie sich ein Team kennenlernt, das sich eigentlich schon kennt.

Während meiner Zeit als Dozentin an der Hochschule, traf ich häufig auf die Herausforderung, dass ich neu in eine mir unbekannte Gruppe von Studierenden kam, die sich aber alle untereinander schon kennen. Mehr oder weniger, je nach Hochschule. Sicher kennen Sie diese Situation auch, wenn Sie als Coach oder Trainer*in in ein bestehendes Arbeitsteam kommen. In diesem Moment steht das Bedürfnis, die Gruppe näher kennenzulernen, dem Desinteresse der Gruppe gegenüber, eine „Ich bin… ich mag… ich wünsche mir…“-Runde zu durchlaufen. „Öde!“ höre ich dann die Stimmen in meinem Kopf rufen. Da ich mir Namen und Gesichter gut merken kann, sobald ich eine kleine Geschichte dazu höre, habe ich eine einfache und dennoch tiefgreifende Methode liebgewonnen.

Mein Fahrrad, mein Haus, mein Bierkasten

Bitten Sie die Teilnehmer*innen Ihrer Gruppe, ihren Schlüsselbund hervorzuholen. Ja, manchmal geht dann die erste Panik los, wenn jemand bemerkt, dass er*sie seinen Schlüssel vergessen hat und nicht weiß, wie er*sie abends ins Haus kommen soll. Hab ich für Sie getestet und führt dann direkt zu Übungen zum Thema „Lösungsfindung in Alltagssituationen“. Anderes Kapitel. Zurück zu den Schlüsselbunden. Bitten Sie jede*n Teilnehmer*in reihum, die Schlüssel und auch die Anhänger vorzustellen. Sie werden überrascht sein, welche Geschichten, Anekdoten, Lacher, sentimentale Momente oder nachdenkliche Gesichter Sie erleben werden. Langweilig war die Übung noch nie!

Es ist unglaublich, wie sehr unsere Schlüsselbunde unser Leben und uns selbst widerspiegeln. Sie können das ja erst einmal mit Ihrem eigenen Schlüssel ausprobieren. Ich versichere Ihnen, Sie werde staunen, wieviel Sie über Ihren Schlüssel und dabei über sich selbst zu erzählen haben.

Vetrauen gewinnen

Ich habe mich schon häufiger gefragt, warum dieses Warm-Up eigentlich so gut funktioniert. Mein kleiner Erklärungsansatz ist, dass die Übung eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft. Die Aufforderung über sich selbst zu sprechen birgt in meinen Augen eine gewisse Hürde. Es kostet Überwindung etwas preis zu geben und immer stellt sich auch die Frage „wen interessiert das“ oder auch „was interessiert die anderen“? In dieser Übung sprechen wir gar nicht über uns, sondern über den Schlüssel. Was er erlebt hat, was wir damit verbinden, was uns wichtig ist. Dabei beobachte ich, dass die meisten Teilnehmer*innen in Gedanken versunken ihren Schlüssel anschauen. Das ist wichtig, denn so bietet der Schlüssel einen Ankerpunkt. Man hat wortwörtlich etwas in der Hand, und kann den Blick von der Gruppe weg auf einen Gegenstand lenken, während man vor der (großen) Gruppe spricht. Das hilft den Menschen, die sich in solchen Situationen nicht unbedingt zu Hause fühlen. Und wir haben etwas zum Festhalten. Wir wissen aus der Forschung zu Vortragsgestaltung, dass das eine immer wiederkehrende Frage ist: „Wohin mit den Händen, wenn ich spreche“. Hier ist es ganz klar, die Hände halten den Schlüsselbund und hangeln sich daran entlang. Element für Element.

Geschichten teilen

Ich bin jedes mal überwältigt, mit welcher Offenheit die Teilnehmer*innen mithilfe des Schlüsselbundes über sich berichten. Das Tolle ist, dass jede*r selber entscheiden kann was und wieviel er*sie preisgibt. Sie als Gruppenleitung können ganz entspannt erleben, wie die Gruppe zusammenarbeitet. Wer geht auf wen wie ein, wer bekommt wieviel Zeit, wird gelacht, wird nachgefragt, wird das Erzählte wertgeschätzt? So viele Eindrücke in recht kurzer Zeit. Und die Gruppe lernt sich auch noch einmal ganz neu kennen. Und: Geschichten verbinden. Auch Teams, die sich schon länger kennen, teilen nun einen neuen wertvollen Schatz miteinander.

Viel Freude beim Ausprobieren!

Methoden-Moshpit

Wer schon einmal auf einem Punkkonzert war, kennt ihn: den Moshpit. Gerade war noch alles ruhig, plötzlich bildet sich vor der Bühne ein Kreis, in dem die Fans anfangen zu pogen. Meist bildet sich der Moshpit spontan, manchmal feuert die Band ihre Fans an. In der Regel wächst der Kreis und wer nicht mitmacht fliegt raus. Wer sich einlässt, erlebt ein sich immer neu ordnendes Chaos.

Im Methoden-Moshpit stelle ich Ihnen regelmäßig Methoden für Workshops, Teamarbeit oder aber auch einfach für Ihren eigenen Lernweg vor. Methoden helfen uns, etwas in Gang zu setzen, zu ordnen oder auch durcheinander zu wirbeln. Am Ende steht auf jeden Fall immer eine Erkenntnis.

Natürlich gilt: Keine Erkenntnis ohne passende Musik. Deshalb stelle ich zu jeder Methode im Vorschaubild auch immer einen (für mich) passenden Songtext vor. Alle Lieder sammel ich auf meiner Spotify Playlist: Methoden Moshpit – Wer sitzt fliegt raus

Wenn Sie die Methoden allein oder in der Gruppe ausprobieren und auf Stolpersteine stoßen, melden Sie sich jederzeit gern bei mir!