Das stille Gespräch

Ich bin ein Mensch, der schnell und viel und alles auf einmal denkt und dem es schwerfällt, die großartigen Ideen für sich zu behalten. Ich benötige ein Stichwort und meine Gedanken fangen an zu sprudeln. Immer. Als Teilnehmerin in Gruppen umso mehr. Dabei ist es mir gleichzeitig wichtig, auch die Ideen der anderen zu hören. Ich habe mit der Zeit gelernt, anderen in der Gruppe Raum zugeben, Zeit. Ich kann mich zurückzunehmen und auch einmal aushalten, dass ich Dinge einfach nur für mich behalte. Ich weiß abzuwägen zwischen mir und dem, was die Gruppe braucht. Das tut gut und ist wichtig. 

Rahmen schaffen

In meinen Workshops setze ich sehr gern eine Methode ein, die lauten und schnellen Menschen hilft, sich zeigen zu können und gleichzeitig stilleren und überlegteren Menschen Raum und Zeit verschafft. Das stille Gespräch. Diese Methode bietet einen geschützten Rahmen und lässt so Vielfalt und Kreativität zu.

Viel Raum

Beim stillen Gespräch hängen Sie große Flipchartblätter auf oder verteilen diese auf Tischen. Die Teilnehmer*innen gehen im Raum umher und schreiben zu einem oder mehreren Impulsen ihre Gedanken auf die Flipcharts. Wichtig ist, dass alle von Anfang an stehen und sich bewegen. So gibt es keine Hürde zu überwinden, den sprichwörtlichen ersten Schritt zu wagen. Bestenfalls hat auch jede*r Teilnehmer*in einen Stift in der Hand, sodass jede*r jederzeit losschreiben kann.

Das stille Gespräch lässt sich übrigens auch ganz wunderbar online umsetzen. Mithilfe von Whiteboard Tools können alle Teilnehmenden gleichzeitig an ein Whiteboard schreiben. Je nach Tool lässt sich sogar einstellen, ob alle alles sofort sehen oder aber die Beiträge erst nach und nach freigeschaltet werden.

Viel Zeit

Je nach Variation können Regeln für das stille Gespräch aufgestellt werden. So kann es hilfreich sein, dass in der ersten Runde nur eigene Gedanken notiert werden dürfen. Im zweiten Schritt dürfen dann die Statements der anderen kommentiert werden, bis sich daraus schriftliche Gespräche entwickeln. Wichtig ist meines Erachtens nach die Regel, dass zwar kommentiert, nicht aber bewertet werden darf. Und natürlich gilt: absolute Stille beim Schreiben!

Das tolle an der Methode ist, dass alle gleichzeitig agieren. So bekommt jede*r für sich ausreichend Zeit, insgesamt erhält man aber sehr schnell sehr viele und bunt gemischte Beiträge.

Ordnung

Nach Ablauf der Zeit können die Ergebnisse gemeinsam betrachtet werden. Je nach Fragestellung lassen sich die Beiträge ordnen, gemeinsam bewerten oder einfach für sich wirken. Eine sich anschließende Diskussion einzelner Beiträge in der Gruppe sollte vermieden werden, da sonst die Schutzatmosphäre aufgebrochen wird. Gibt es Punkte, die dringend in der Gruppe geklärt werden müssen, sollte dies gut moderiert und angeleitet werden. Wichtig ist, dass vor der Übung kommuniziert wird, was mit den Ergebnissen passieren wird.

Vielfalt

Die Übung eignet sich meiner Erfahrung nach vor allem für Gruppen, in denen die Redeanteile ungleich verteilt sind und nicht alle Stimmen gehört werden. Auch bei kontroversen Themen kann das stille Gespräch helfen, in entspannter Atmosphäre erst einmal alles auf den Tisch zu bringen. Bei der Einführung eines Sachthemas oder zur Nachbereitung eines größeren Inputs hilft die Methode, Wissen sichtbar zu machen und gemeinsam zu sammeln.

Methoden-Moshpit

Wer schon einmal auf einem Punkkonzert war, kennt ihn: den Moshpit. Gerade war noch alles ruhig, plötzlich bildet sich vor der Bühne ein Kreis, in dem die Fans anfangen zu pogen. Meist bildet sich der Moshpit spontan, manchmal feuert die Band ihre Fans an. In der Regel wächst der Kreis und wer nicht mitmacht fliegt raus. Wer sich einlässt, erlebt ein sich immer neu ordnendes Chaos.

Im Methoden-Moshpit stelle ich Ihnen regelmäßig Methoden für Workshops, Teamarbeit oder aber auch einfach für Ihren eigenen Lernweg vor. Methoden helfen uns, etwas in Gang zu setzen, zu ordnen oder auch durcheinander zu wirbeln. Am Ende steht auf jeden Fall immer eine Erkenntnis.

Natürlich gilt: Keine Erkenntnis ohne passende Musik. Deshalb stelle ich zu jeder Methode im Vorschaubild auch immer einen (für mich) passenden Songtext vor. Alle Lieder sammel ich auf meiner Spotify Playlist: Methoden Moshpit – Wer sitzt fliegt raus

Wenn Sie die Methoden allein oder in der Gruppe ausprobieren und auf Stolpersteine stoßen, melden Sie sich jederzeit gern bei mir!